Unzählige Lebensmittel könnten verschwinden, wenn das Bienensterben weitergeht. Penny zeigt jetzt mit einer eindrucksvollen Aktion wie unsere Supermärkte ohne Bienen aussehen würden.
Die Discounterkette Penny hat eine Filiale in Hannover Langenhagen ziemlich leergeräumt. In dem Laden findet man fast kein Obst mehr, keinen Kakao, Senf und kaum mehr Kosmetikprodukte. Und auch viele verarbeitetet Lebensmittel hat der Discounter aus seinen Regalen geräumt – insgesamt über die Hälfte der 2.500 Artikel im Penny-Sortiment.
Mit der Aktion, die Penny zusammen mit dem Naturschutzbund Deutschland e.V. (Nabu) und dem Umweltministerium umgesetzt hat, will Penny auf das weltweite Bienensterben aufmerksam machen – und welche Folgen der Verlust der Bienen für uns hat. Penny hat dazu gemeinsam mit dem Nabu alle Lebensmittel aus der Filiale geräumt, die es ohne die Bienen nicht mehr gäbe.
Regale leer bei Penny: Das haben Bienen mit unseren Lebensmitteln zu tun
Warum sind Bienen so wichtig? Gemeinsam mit anderen Insekten bestäuben sie über 85 Prozent der Wild- und Kulturpflanzen weltweit und sorgen so dafür, dass Obst-, Gemüse und weitere Nahrungsmittel angebaut werden können.
Wenn die Bienen also verschwinden, dann verschwinden nicht nur viele Obstsorten, wie Äpfel, Pfirsiche oder Erdbeeren aus den Supermarktregalen, sondern auch Kakao und Kaffee, Senf, Raps- und Sonnenblumenöl, Gewürze und viele Lebensmittel, die diese Zutaten enthalten. Eine Bestäubung von Hand sei zwar bereits möglich und sogar rentabel, jedoch umso aufwendiger, wenn es keine Bienen mehr gäbe, sagt Till-David Schade vom Nabu, der die Aktion betreut.
Aktion zum Bienensterben bei Penny: Kein Shampoo, keine Wattepads, keine Gummibärchen
Auch Produkte, die nicht offensichtlich von der Bestäubung der Biene abhängig sind, fallen aus dem Sortiment. So gäbe es ohne die Bienen kaum mehr Kosmetikartikel. In vielen Shampoos, Cremes und Duschgels sind Extrakte enthalten, die aus Pflanzen gewonnen werden. Und auch Baumwolle ist von der Bestäubung durch die Bienen abhängig – weswegen es keine Wattepads, Wattestäbchen oder Tampons mehr gäbe ohne die Bienen.
Süßigkeiten fallen ebenfalls aus dem Sortiment: Schokolade besteht zu großen Teilen aus Kakao, das ist offensichtlich. Aber auch Gummibärchen gäbe es nicht mehr, weil die häufig mit Bienenwachs überzogen sind. Das sorgt dafür, dass Fruchtgummis glänzen in der Packung nicht zusammenkleben.
Das bleibt im Penny-Sortiment: Ananas, Bananen und viel Gemüse
Geblieben sind Lebensmittel, die unabhängig von der Biene sind, weil sie von anderen Tierarten oder dem Wind bestäubt werden: Bananen beispielsweise werden von Fledermäusen, Vögeln und Spitzhörnchen bestäubt, Ananas von sehr kleinen Insektenarten.
Im Sortiment findet man außerdem noch immer Lebensmittel, die nur indirekt von der Bestäubung der Bienen abhängig sind. „Wir mussten irgendwo eine Grenze ziehen, sonst hätten wir den ganzen Laden leergeräumt“, sagt Schade. So findet man Gemüsesorten, wie Kartoffeln, Tomaten, Salat oder Paprika noch immer, weil hier nicht die Frucht sondern der Samen von der Bestäubung der Biene abhängig ist. Auf lange Sicht, würde es aber auch hier wahrscheinlich zu einem Engpass kommen.
Auch Milchprodukte sind noch im Sortiment enthalten, es sei denn sie enthalten Früchte, wie etwa Erdbeerjoghurt. Insgesamt müssten wir auf ein Drittel unserer Nahrungsmittel verzichten, wenn die Bienen aussterben würden.
Bereits in den vergangenen Jahren ist die Zahl der Bienen drastisch gesunken: In den USA lag die jährliche Verlustrate von Honigbienen zwischen 2006 und 2017 bei durchschnittlich 30 Prozent, in Europa liegt sie kaum niedriger. Bei den Wildbienen sind von den etwa 550 vorkommenden Arten in Deutschland bereits über die Hälfte mindestens gefährdet, viele bereits ausgestorben.
Was sind die Gründe für das Bienensterben?
Die Gründe für das Bienensterben sind nicht vollständig geklärt. Sicher ist, dass mehrere Probleme zusammenkommen: Parasiten wie die Varroamilbe setzen vor allem der Honigbiene zu. Die Wildbienen, die hauptsächlich für die Bestäubung unserer Nutzpflanzen verantwortlich sind, werden von verschiedenen Pestiziden bedroht und ihr Lebensraum sowie die Nahrungsvielfalt von landwirtschaftlichen Monokulturen stark eingeschränkt.
Dabei ist es gerade die Landwirtschaft, die auf die Nutztiere angewiesen ist. „Es ist paradox, dass vor allem die Landwirtschaft in hohem Maße von Insekten abhängig ist, […] – und zugleich als einer der Haupttreiber ihres Verlustes gilt“, erklärt Leif Miller, Bundesgeschäftsführer des Nabu.
Immer mehr Supermärkte machen auf das Bienensterben aufmerksam
Penny ist nicht die erste Supermarktkette, die mit einer solchen Aktion auf das Bienensterben aufmerksam macht. Bereits 2014 entfernten die Mitarbeiter der US-Biosupermarktkette Whole Foods in einer Filiale im US-Bundesstaat Massachusetts sämtliche Produkte, die es ohne Bienen und andere Bestäuber nicht mehr geben würde.
Aktuell machen auch andere Supermarktketten mit dem Bienenthema auf sich aufmerksam: Aldi, Rewe, Edeka und Lidl werben mit speziellen Produkten aus bienenfreundlichem Anbau oder verteilen Saatgut an ihre Kunden.
Utopia meint: Die Aktion von Penny ist wichtig, weil sie zeigt, was konkret passieren würde, wenn es keine Bienen mehr gäbe. Sie macht die schlimmen Folgen für Verbraucher sichtbar und so auf das Thema aufmerksam. Deshalb sind auch die Aktionen anderer Supermärkte wichtig und richtig. Sie sollten sich allerdings nicht darauf beschränken, Insektenhotels und Samentütchen für den Balkon zu verkaufen – sondern beispielsweise noch mehr Bio-Produkte in ihr Sortiment aufnehmen.
Dabei sind auch wir Verbraucher gefragt: Damit wir künftig weiter ein vielfältiges Angebot an Nahrungsmitteln in Supermärkten, auf Wochenmärkten und im Biomarkt finden, können wir beispielsweise konventionelle Lebensmittel meiden, die mit für Bienen schädlichen Pestiziden behandelt wurden. Weitere Vorschläge, wie du den Bienen helfen kannst, findest du in unserem Artikel: 10 Dinge, die du tun kannst, um den Bienen zu helfen
Mehr zum Thema in unserem Artikel: Bienensterben – Was kann ich dafür?
Quelle: Utopia.de